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competence
Ausgabe 01/18
Gemeinsam für Kinder und
ihr Recht auf Freiheit
Manfred Nowak, Professor für Internationale Menschenrechte und wissenschaftlicher
Leiter des Masterprogramms „Human Rights“, zeigt, warum das Menschenrecht von
Kindern auf persönliche Freiheit nur zusammen erkämpft werden kann.
Menschenrechte sind ein ideales Thema zur
Illustration der Sinnhaftigkeit interdiszipli-
nären Arbeitens, des Zusammenspiels von
Theorie und Praxis und der absoluten Not-
wendigkeit einer engen Zusammenarbeit
mit vielen unterschiedlichen AkteurInnen,
um dem gemeinsamen Ziel einer Welt, in der
alle Menschen alle Menschenrechte in mög-
lichst umfassender Weise genießen können,
ein wenig näher zu kommen.
Ich möchte das Thema„Wie geht zusammen“
am Beispiel der „Global Study on Children
Deprived of Liberty“ veranschaulichen. Un-
ter der Voraussetzung, dass diese aus freiwil-
ligen Beiträgen finanziert werden soll, gab
die Generalversammlung der Vereinten Nati-
onen 2014 den Startschuss für die Studie. Im
Oktober 2016 wurde ich vom UNO-General-
sekretär mit der ehrenvollen Aufgabe eines
„Independent Expert leading the Global
Study on Children Deprived of Liberty“ be-
traut – einer enormen Herausforderung, die
nur in Zusammenarbeit mit diversen Stake-
holdern zu bewältigen ist.
In meiner früheren Funktion als UNO-Sonderberichterstatter über Folter habe ich
hunderte Gefängnisse und geschlossene
Anstalten in aller Welt inspiziert, tausende
Häftlinge interviewt und unsägliches Leid
von Menschen hinter Gittern gesehen. Aber
und somit einen Beitrag geleistet. Die größ-
te Herausforderung meiner Arbeit stellt je-
doch nicht die inhaltliche Arbeit, sondern
das Geld dar. Bisher haben lediglich die
Schweiz und Österreich finanzielle Beiträge
geleistet, die allerdings weniger als 10% des
Gesamtbudgets ausmachen.
Aus diesem Grund habe ich gemeinsam mit
meinen engsten MitarbeiterInnen eine
Fundraising-Kampagne gestartet, an der
nicht weniger als 139 internationale NGOs
mitwirken und die langsam Erfolge ver-
zeichnet. Nur wenn wir alle zusammenarbei-
ten, können wir erreichen, dass in Zukunft
weniger Kinder ihr junges Leben hinter
Gittern verbringen müssen.
Manfred Nowak ist Professor für Internatio
nale Menschenrechte an der Universität Wien
und Generalsekretär des European Inter-University Centre for Human Rights and
Democratisation in Venedig. Er ist wissen
schaftlicher Leiter des Universitätslehrgangs
„Vienna Master of Arts in Human Rights“ und
des interdisziplinären Forschungszentrums
Menschenrechte an der Universität Wien
sowie des Ludwig Boltzmann Instituts für
Menschenrechte. Seit 2016 fungiert er zudem
als „Independent Expert leading the Global
Study on Children Deprived of Liberty“.
nichts ist schwieriger zu ertragen, als Kinder
in Waisenhäusern, psychiatrischen Anstal
ten, in der Schubhaft oder ähnlichen Einrich-
tungen zu sehen. Nach wie vor ist völlig
unklar, wie viele Kinder weltweit ihrer per-
sönlichen Freiheit beraubt sind.
Aktuelle Studien der Gehirnforschung zei-
gen, dass die Haft die Entwicklung des Ge-
hirns eines Kindes beeinträchtigt. Aus der
Soziologie und Psychologie wissen wir, dass
der Bewegungsdrang bei Kindern beson-
ders groß ist und dass die physische, psy-
chische und soziale Entwicklung in der Haft
verkümmert. Durch interdisziplinäre For-
schung können die Folgen der Freiheits
beschränkung von Kindern in allen unter-
schiedlichen
Facetten
erkannt
und
entsprechende Empfehlungen für Alterna-
tiven zur Haft entwickelt werden.
Bei meiner Suche nach Daten bin ich neben
den 193 Mitgliedsstaaten der Vereinten
Nationen auch auf die Unterstützung der
UNICEF sowie diverser UNO-Einrichtungen
angewiesen. Einige Studierende aus Venedig
und des „Vienna Master of Arts in Human
Rights“ der Universität Wien haben darüber
hinaus ihre Masterarbeiten einem spezi-
fischen Aspekt der Global Study gewidmet
selfness
Foto: UniversitätWien