Künstliche Intelligenz soll vor gefährlichen Arzneimittel-Wechselwirkungen warnen

Wiener Projekt "AI4Health" unter den Top 3 beim Mercur Innovationspreis.

Künstliche Intelligenz ist längst kein Zukunftsthema mehr – sie ist in der Mitte unseres Alltags angekommen. Ein eindrucksvolles Beispiel dafür ist das Projekt "AI4Health", das von der Wiener Firma Robimo GmbH, einem Spin-off der Universität Wien, gemeinsam mit der Pharmacoinformatics Research Group umgesetzt wird. Ziel des Projekts ist es, Arzneistoff-Arzneistoff-Wechselwirkungen (engl. Drug-Drug Interactions, DDIs) mithilfe modernster KI-Methoden frühzeitig zu erkennen – und damit potenziell lebensbedrohliche Nebenwirkungen zu verhindern.

Die gesellschaftliche Relevanz des Themas ist enorm: Jährlich sterben laut Schätzungen bis zu 200.000 Menschen in der EU an den Folgen unerwünschter Arzneimittelwirkungen (ADRs). In vielen Fällen sind Wechselwirkungen zwischen gleichzeitig eingenommenen Medikamenten die Ursache – insbesondere dann, wenn vier oder mehr Wirkstoffe kombiniert werden.

Mit dieser innovativen Idee zählt "AI4Health" nun zu den drei Finalisten des Mercur Innovationspreises 2025 der Wirtschaftskammer Wien in der Kategorie Gesundheit. Die Preisverleihung findet am 5. Juni statt – das Projektteam wird dort die Plattform erstmals der Öffentlichkeit präsentieren.

Forschung trifft Weiterbildung: KI als Teil klinisch-pharmazeutischer Praxis

Der wissenschaftliche Leiter des Projekts, Univ.-Prof. Dr. Gerhard Ecker, ist nicht nur ausgewiesener Experte auf dem Gebiet der Pharmakoinformatik, sondern auch Leiter des gleichnamigen postgradualen Masterprogramms bei uns am Postgraduate Center der Universität Wien. Das Masterstudium Klinische Pharmazie vereint praxisnahes Wissen mit aktuellem Forschungsstand und wird von der Österreichischen Apothekerkammer mit akkreditierten Fortbildungspunkten (AFP) unterstützt. 

Klinische Pharmazie beschäftigt sich mit der gezielten, sicheren und individuellen Anwendung von Arzneimitteln. Die Analyse potenzieller Arzneistoff-Wechselwirkungen gehört zu ihren zentralen Aufgaben. Durch den Einsatz künstlicher Intelligenz können komplexe Medikationsmuster besser verstanden und Risiken frühzeitig erkannt werden.

Eine Plattform für Patient*innen, Ärzt*innen und Apotheker*innen

"AI4Health" wird als webbasierte Plattform umgesetzt, die unterschiedliche Nutzer*innen – von medizinischen Laien bis zu Fachpersonen – adressiert. Die Anwendung kombiniert Berichte zu Nebenwirkungen aus der FDA-Datenbank mit Wirkstoffprofilen aus der öffentlich zugänglichen ChEMBL-Datenbank. Mithilfe moderner Deep-Learning-Modelle können so potenzielle Wechselwirkungen erkannt und die Wahrscheinlichkeit schwerwiegender Reaktionen bewertet werden.

Gefördert wird das Projekt durch die Wirtschaftsagentur Wien im Rahmen des Calls "Tech4People 2023".

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