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in abgeschlossenes Jus-Stu­

dium bereitet auf ein vielfäl­

tig gestaltbares Berufsleben

vor. Mit ans Studium an­

schließenden oder berufs­

begleitenden Universitätslehrgängen können

Spezialkenntnisse für den konkreten Berufs­

alltag erworben werden. Sabine Kirchmayr-

Schliesselberger, selbst auch Steuerberaterin,

will als Leiterin im Lehrgang „Steuerrecht und

Rechnungswesen“ JuristInnen denWeg in die­

ses Berufsfeld ebnen. Ihrer Erfahrung nach er­

freuen sich AbsolventInnen des einjährigen

(Vollzeit) oder zweijährigen (berufsbegleiten­

den) Universitätslehrgangs „bester Jobaus­

sichten“. Kirchmayr-Schliesselberger empfiehlt

die wirtschaftliche Zusatzausbildung Jurist­

Innen und AbsolventInnen anderer Studien

(mit juristischen Grundkenntnissen) und Inte­

resse an derWirtschaftswelt.Teil des Lehrgangs

sind bezahlte Praktika, um Einblick in den

Arbeitsalltag von Kanzleien zu bekommen.

Rechnungswesen als Sprache

der Wirtschaftswelt

„Rechnungswesen klingt trocken, ist es aber

nicht. Es ist die Sprache von Unternehmen im

In- und Ausland. Man muss sie nicht sprechen,

aber jedenfalls verstehen können, um in der

Wirtschaftswelt tätig zu werden“, erklärt die

Lehrgangsleiterin. Am Steuerrecht kommen

JuristInnen fast nicht vorbei: Schon beim Auf­

setzen eines Mietvertrags sollte man Ver­

gebührung und Umsatzsteuersituation von

Mieter- und Vermieter-Seite kennen. Wer aber

eine Kapitalerhöhung aufsetzt, ohne Bilanzen

und Auswirkungen auf Tochtergesellschaften

zu kennen, „ist wie ein Pilot im Blindflug“,

betont Kirchmayr-Schliesselberger. In einer

überschaubaren Gruppe und in enger Koope­

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competence

Ausgabe 01/18

spectrum 5

Vertiefende Rechtskenntnisse

erweitern Berufsfeld

Wohin nach dem Grundstudium? Der Universitätslehrgang

„Kanonisches Recht“ eröffnet JuristInnen die breite Schnittstelle

von Kirche und Gesellschaft. Im LL.M.-Programm „Steuerrecht und

Rechnungswesen“ wird die Sprache der Unternehmenswelt vermittelt.

ration mit der Akademie der Steuerberater

und Wirtschaftsprüfer werden Lehrgangs­

absolventInnen gleichzeitig auf die Steuer­

beraterprüfung vorbereitet. Weiterbildung

gehört zum Berufsalltag der Juristerei. Das

Steuerrecht ist eine der besonders schnell

veränderlichen Rechtsmaterien.

Eine groSSe Nische

Im Vergleich dazu rechnet das Kanonische

Recht (Kirchenrecht der römisch-katho­

lischen Kirche) – wenngleich die Entwick­

lung seit einigen Jahrzehnten überraschend

dynamisch ist – in Jahrtausenden, weiß Lehr­

gangsleiter Richard Potz. Wenn kirchliches

Recht die Grenzen zum staatlichen Recht

überschreitet und kirchliches Recht vom

staatlichen Recht zu beachten ist, ist Spezial­

wissen gefragt. Dieses wird im Universitäts­

lehrgang „Kanonisches Recht“ vermittelt.

„Die Nische ist größer, als man annimmt,

bunt und stark verankert in juristischen Fel­

dern wie Vereinsrecht, Arbeitsrecht, Vermö­

gensrecht oder Bildungsrecht“, erklärt Potz.

Praktische Bedeutung hat der „Codex Iuris

E

Canonici“ im Speziellen für NotarInnen aus

Regionen, in denen der Anteil an kirchlichem

Grundeigentum überproportional hoch ist.

Da geht es dann konkret um die Interpreta­

tion der Schutzbestimmung „Veräußerungs­

verbot“ und die Anwendung der Regeln für

Vertretungsbefugnis, Anhörung und Zu­

stimmung seitens Pfarre, Stift oder Kloster

als juristischer Person.

Das Verhältnis von Staat und Kirche sowie

der Aspekt der Religion in der Gesellschaft

kommen in der gesamten Rechtsordnung zu

tragen. So ist die Kirche in Österreich etwa

ein bedeutsamer Arbeitgeber (Spitäler,

Schulen, Kindergärten, kirchliche Vereine,

Pfarren). Es besteht auch eine Verknüpfung

zum Steuerrecht, da die Kirchen und

Religionsgesellschaften den Status von Kör­

perschaften des öffentlichen Rechts haben

und damit steuerlich eine Sonderbehand­

lung erfahren.

Mit einer juristischen Zusatzausbildung

vertieft man sich fachlich und eröffnet

sich neue berufliche Möglichkeiten.

Der Universitätslehrgang „Steuerrecht

und Rechnungswesen“ erschließt

JuristInnen u. a. das Berufsfeld Steuer­

beratung. Der Universitätslehrgang

„Kanonisches Recht“ hilft u. a.

NotarInnen und RechtsanwältInnen

bei den zahlreichen Berührungspunkten

von Staat und Kirche, Religion und

Gesellschaft.

Juristische

Spezialisierung

Kirchenrecht

als Spezialisierung

ist bunt und

stark verankert

in juristischen

Querschnitts-

materien.

Richard Potz