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competence
Ausgabe 01/18
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die jeweilige Aufgabe eingestellt wurden,
nannten sie ‚the dance’. Ein gefährlicher und
anstrengender Tanz ging der eigentlichen
Zusammenarbeit voraus.“ Das ändert sich
glücklicherweise: Maschinen werden intelli
genter, lernen und können sich immer besser
auf die Bedürfnisse von Menschen einstellen.
Das bedeutet für die Forscherin: „Wir müssen
unsere Softwarelösungen verständlich um
setzen. Es hat wenigWert, unbenutzbare und
angstmachende Lösungen zu entwickeln.
Dafür müssen wir mit AnwenderInnen im
Gespräch bleiben.“
Gute Nachrichten für alle Menschen, die
bereits Informatik an der Universität Wien
studieren: Weil der Alltag in der digitalisier
ten und globalisierten Welt von Technik
durchdrungen ist, findet das Fach überall
Anschluss. Aber die Dekanin will sich als
Wissenschaftskommunikatorin nicht auf den
Hörsaal beschränken: „Es ist Aufgabe der
Universität, zu schauen, dass Digitalisierung
breiter angenommen wird. Wir haben zum
einen ein Erweiterungscurriculum für Bache
lorstudierende anderer Fächer entwickelt.
Dort unterrichten wir Informatik für Nicht-
InformatikerInnen. Zum anderen haben wir
eine Lego-Fabrik ins Labor gestellt.“ Dort sol
len virtuelle Prozesse in ihrer Anwendung
greifbar werden: „Wir simulieren wesentliche
Prozesse in der Produktion und zeigen unse
re Forschungsergebnisse in Bezug auf Soft
ware, Automatisierung, Überwachung und
Sensoren anwendungsnah und anschaulich
vom Lager bis zum Kundenversand.“
Wie Maschinen zusammenarbeiten
Die Schnittstelle zum Menschen braucht also
Aufmerksamkeit und permanenten Aus
tausch. Aber auch Maschinen arbeiten nicht
einfach so zusammen. „Hochgerüstete Ma
schinen agieren unter Umständen sehr iso
liert. Wir machen gute Erfahrungen damit,
die Intelligenz auf die Maschine und ihre Um
gebung aufzuteilen. Wenn einige Sensoren
in der Produktionshalle verbaut sind, wird
aus der Insellösung ein Zusammenspiel und
bei einer Störung kann besser auf die umge
benden Prozesse Rücksicht genommen wer
den.“ Wichtig für ihre Arbeit bleibt der Lokal
augenschein in verschiedenen Branchen.„Ich
muss wahrnehmen: was brauchen sie, wofür
sind sie bereit, wofür noch nicht, welche
Sicherheitsbedenken gibt es vielleicht, wel
che Bedürfnisse genau“, betont Stefanie
Rinderle-Ma. Schließlich geht es nicht nur
um Produktion in Fabriken, sondern auch um
Dienst am Menschen. An der Universität wer
Fachübergreifende Zusammenarbeit
birgt immer eine Art „Verletzungsrisiko“,
weil sie Gewissheiten, die man hatte und
welche die eigene Identität ausmachen,
in Frage stellt.
Thomas Slunecko