Ausgabe 01/18
COMPETENCE
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LIFELONG LEARNING
Kooperation erfordern und auf die erwähn-
ten gesellschaftlichen Bedarfe reagieren,
erstens für die primäre Zielgruppe der Ge-
üchteten und zweitens für die sekundäre
Zielgruppe der Berufsgruppen, die mit
diesen arbeiten:
•
Zerti katskurs
„Bildungswissenschaft-
liche Grundlagen für ge üchtete Lehr-
kräfte“, 30 ECTS, Zielgruppe: ge üchtete
Lehrkräfte aus Syrien, Iran, Irak und
Tschetschenien
•
Zerti katskurs „Deutsch als Zweit- und
Fremdsprache unterrichten“, 30 ECTS,
Zielgruppe: österreichische Lehrkräfte,
die ge üchtete Personen unterrichten
•
Universitätslehrgang „Dolmetschen für
Gerichte und Behörden“, 60 ECTS, Ziel-
gruppe: künftige DolmetscherInnen bei
Behörden, Polizei, Ämtern oder Gericht
Die Rollen der KooperationspartnerInnen in
den drei entwickelten Maßnahmen sind viel-
Drei
Weiterbildungs-
programme
entstanden durch
Bedarfe, die mit
den jüngsten
Flucht- und
Migrations-
bewegungen
zu tun haben.
Foto: UniversitätWien; Illustration: Daniel Spreitzer
fältig. Die wichtigsten davon umfassen das
Zuweisen von Studierenden in spezi sche
Kurse (z. B. durch das AMS), das Einnehmen
der Rolle als PraktikumspartnerInnen, die zum
Beispiel ein Unterrichtspraktikum ermögli-
chen (Landesschulrat, Stadtschulrat, Koopera-
tionsschulen, Sprachschulen etc.), bezie-
hungsweise die Rolle als Fördergeber (z. B.
durch Ministerien). Die für die drei universitä-
ren Weiterbildungsprogramme aufgebauten
Kooperationen erfordern eine detaillierte
Analyse von Stakeholdern im Sinne einer um-
fassenden Projektumweltanalyse. Darüber hi-
naus braucht es Zeit, um diese Kooperationen
zu p egen.
Universitäten, vor allem jene Einrichtungen,
die mit Weiterbildung, Third Mission oder
Transfermaßnahmen betraut sind, haben in
diesem Feld vertrauensbildende Aufgaben im
Sinne der außeruniversitären Kooperations-
p ege vor sich.
CHRISTA SCHNABL
Neue Ideen, Problemlösungen und
Antworten auf große gesellschaftliche
Fragestellungen sind vielfach das
Ergebnis von Kooperationen, oft von
neuartigen Kooperationen. Auch in der
Wissenschaft entsteht Neues oft an den
„Grenzen der Fächer“. Dort, wo in
Kooperation mit anderen Fachbereichen
Fragestellungen neu formuliert werden
können. Erfahrungen in Wissenschaft und
Praxis sind so weit vergleichbar, dass
Miteinander mehr Zukunft scha t als
Gegeneinander. Aber Menschen sind
bekannterweise keine ausschließlich
rationalen Wesen. Was also entscheidet,
ob das Miteinander dem Gegeneinander
vorgezogen wird? Ob wir kooperieren
oder nicht, hängt – abgesehen vom
erwarteten Nutzen – auch von den
Motivationen, den Neigungen und
Werten der Beteiligten ab. Mitentschei-
dend, wie sich in den jeweiligen Situati-
onen und Umfeldern die Dynamik von
Kooperation oder Konkurrenz entwickelt,
ist auch das soziale und ökonomische
Umfeld – das heißt, auch hier ist die
Antwort zu nden, ob und wie
„zusammen“ funktioniert.
Christa Schnabl ist Sozialethikerin, seit
2007 Vizerektorin für Studium und Lehre,
2004 bis 2007 Vizedekanin der Katho-
lisch- eologischen Fakultät, seit 2004
außerordentliche Universitätsprofessorin,
Gastprofessorin an mehreren auslän-
dischen Universitäten (u. a. Universität
Tübingen, Universität Fribourg).