uniMind-Workshop

"Arbeitsbedingungen in der Gig-Economy am Beispiel der Paketlogistik – Ungleichheit, Richtlinien, Ansätze zur Transformation"

mit Anita Heindlmaier (Institut für Soziologie, Arbeitssoziologie) und Marvin Tauchner (Institut für Soziologie, Arbeitssoziologie)

Zeit: 27. November 2024, 13.00 bis 17.00 Uhr
Ort: AK FAKTory, Universitätsstraße 9, 1010 Wien

Hosted by Arbeiterkammer Wien

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Inhalt: In der Gig-Economy, insbesondere in Bereichen wie der Essenszustellung oder der Paketlogistik, ist ein deutlicher Trend zur (Schein-)Selbstständigkeit und zu befristeten Beschäftigungsverhältnissen über Subunternehmen oder Leiharbeit zu beobachten. Diese Tätigkeiten werden häufig von Migrant*innen ausgeübt, die von prekären Arbeitsverhältnissen besonders betroffen sind.

Der Workshop beleuchtet die Arbeitsbedingungen migrantischer Beschäftigter in der Paketlogistik und geht folgenden Fragen nach: Wie hat sich die Paketlogistik in den letzten Jahren verändert? Welche Arbeits- und Beschäftigungsverhältnisse herrschen vor und welche Rolle spielt dabei die digitale Steuerung der Arbeit? Wie lassen sich diese Bedingungen in den Kontext bestehender Gesetze einordnen? Inwieweit wehren sich Beschäftigte gegen unfaire Arbeitsbedingungen?

Wir zeigen, dass trotz einer im internationalen Vergleich relativ strengen arbeitsrechtlichen Regulierung prekäre Arbeitsverhältnisse in Österreich an der Tagesordnung sind. Vor allem bei Arbeitszeit und Entlohnung kommt es immer wieder zu Verstößen gegen gesetzliche Bestimmungen.

Um zu verstehen, warum sich viele Beschäftigte dennoch mit diesen prekären Verhältnissen abfinden, wird auf das Konzept der „multiplen Prekarität“ eingegangen. Dieser Begriff bezieht sich auf Zwangslagen, die über die Arbeit hinausgehen, wie z.B. unsicherer Aufenthaltsstatus oder fehlender Zugang zu Sozialleistungen.

Nicht zuletzt werden aktuelle Ansätze zur Transformation dieser Arbeitsverhältnisse betrachtet. Wir analysieren (geplante) EU-Richtlinien wie das EU-Lieferkettengesetz und die Plattformarbeitsrichtlinie und diskutieren deren Potenzial zur Verbesserung der Arbeitsbedingungen in der Gig-Economy.

Zu den Workshopleiter*innen:

  • Anita Heindlmaier ist wissenschaftliche Mitarbeiterin (Post-Doc) im Team der Arbeitssoziologie am Institut für Soziologie der Universität Wien und hat einen Hintergrund in Politikwissenschaft (Doktorat: Universität Salzburg; Studium: Ludwig-Maximilians-Universität München und Université de Montréal). Sie forscht und lehrt zu (prekärer) Arbeit und Migration, Grenzziehungspraktiken von Wohlfahrtsstaaten und Zugang zu Sozialleistungen, Europäisierung, Behördenkooperation und Street-Level Bureaucrats. Gemeinsam mit Johanna Neuhauser hat sie das Projekt „Fragmentierte Beschäftigung migrantischer Arbeitnehmer:innen“, das von der Arbeiterkammer Wien gefördert wurde und dessen Ergebnisse im Workshop vorgestellt werden, geleitet.
  • Marvin Tauchner (BSc BA) ist Studienassistent am Institut für Soziologie der Universität Wien. Seine Forschungsinteressen liegen in den Bereichen soziale Ungleichheit mit Fokus auf Arbeit sowie gesellschaftliche Konflikte um sozial-ökologische Transformation. Er hat u.a. im Projekt „Fragmentierte Beschäftigung migrantischer Arbeitnehmer:innen“ mitgearbeitet.