Tag 3 - 23. Mai, Teil 1: Gmunden

Beitrag von Philipp Wiatschka und Astrid Wolfram 

Am dritten Tag der Exkursion besuchten wir das K-Hof Museum Gmunden mit der Sonderausstellung über den Gschliefgraben. Die Führung begleiteten die beiden Gschliefgraben-Experten Hannes Weidinger, Geologe und Museums-Pädagoge sowie Wolfgang Gasperl, Oberösterreich-Sektionsleiter der Wildbach und Lawinenverbauung.

Sonnenuntergang am Vorabend (Foto: Philipp Wiatschka)

Ein guter Tag beginnt mit einem ausgezeichneten Vorabend - wir verschafften uns einen Überblick über die Region und den Gschliefgraben vom gegenüberliegenden Gmundnerberg. Der Gschliefgraben ist eingebettet zwischen der Südseite des Grünbergs und der Nordseite des Traunsteins und stellt die Kontaktzone des nördlichen relativ weichen Flyschzonengesteins und des harten Kalkstein des Traunsteins. Im Herbst 2007 kam es zu einer Massenbewegung großen Ausmaßes, einem sogenannten Erdstrom, vor welcher bereits viel früher durch dort arbeitende Wissenschaftlern gewarnt wurde.

Ein Blick auf den Gschliefgraben (Foto: Philipp Wiatschka)

Im K-Hof Museum Gmunden führte uns Hannes Weidinger in die geologische Geschichte des Gschliefgrabens ein. Weidinger beschäftigt sich seit über 15 Jahren wissenschaftlich mit der Geologie des Gschliefgrabens sowie der Salzkammergutregion. Die Tiefe des Erdstroms ist über dessen Längsverlauf variabel, im Durchschnitt jedoch in rund 20 Metern. Die Bewegung wird durch laufenden Wassereintritt, z.B. durch Karstwasser des Traunsteins verstärkt.

Geomorphologische Prozesse in 3D (Foto: Philipp Wiatschka)

Im K-Hof Museum erfuhren wir einen ausführlichen Vortrag samt toller 3D Animation über die geomorphologischen Prozesse am Ostufer des Traunsees. Moderne und pädagogisch ausgezeichnet aufbereitete Anschauungsmodelle werden uns zu Wiederholungsbesuchern machen. Die jährliche Durchschnittsbewegung lag bei ca. 20m. Bei sogenannten "Gschliefgrabenrutschung" aus dem Jahr 2007 lag die tägliche Fließgeschwindigkeit jedoch bei bis zu 5m. 50 Wohn- bzw. Gewerbeobjekte liegen im direkten Gefährdungsbereich der Rutschung.

Seilbahnfahrt auf den Gmundner Hausberg (Foto: Philipp Wiatschka)

Auf der Fahrt mit der neuen Grünbergseilbahn auf den Gmundner Hausberg erhielten wir einen sehr guten Überblick von Gmunden, den lokalen Gegebenheiten und einen Ausblick auf die Region, welche sich in Richtung Nord-Ost dem Alpenvorland zuwendet. Deutlich zu erkennen sind die Moränen der letzten Würmeiszeit, auf denen die Königinnenvilla sowie das Schloss Cumberland errichtet sind. Auch der von der Gondel gut erkennbare Krottensee ist ein Relikt der Würmeiszeit, ein sogenanntes Toteisloch.

Ausblick über den Traunsee (Foto: Philipp Wiatschka)

Wolfgang Gasperl und Hannes Weidinger erklären uns den Gesteinsaufbau der Salzkammergutregion inklusive der Ausprägungen der letzten Würmeiszeit. Im Hintergrund das Höllengebirge sowie die Orte Ebensee, Traunkirchen und Altmünster. Am Fuße des Traunsteins ist ein frischer Felsabbruch mit der hellen, gelblichen Farbe gut zu erkennen. Später waren die beiden ausgebrochenen Felsen am Rande des Gschliefgrabens zu sehen und machten die Porosität des Traunstein sichtbar. Außerdem zu erkennen sind zwei tektonische Störungen, die dazu führten dass zwei Felsmassen wie Zähne aus dem Massiv ragen.

Begehung des Gschliefgrabens (Foto: Philipp Wiatschka)

Wolfgang Gasperl und Hannes Weidinger erklären uns die Wichtigkeit der im Gschliefgraben gesetzten Maßnahmen. Hierzu gehören 1. Ausleiten von Wasser am Rande der Rutschung mit zwei parallel laufenden Rohrsystemen; 2. Einbau von Stütz- und Entwässerungsrippen; 3. Monitoring durch Einbau von Ketteninklinometern und durch Geoelektrik. Auf den Plänen zu sehen sind die Wasserableitungen und die Drainagekanäle sowie die Schemata der Brunnensysteme.

Abrißkante am Gschliefgraben (Foto: Philipp Wiatschka)

Lokalaugenschein im Gschliefgraben samt anschaulicher und vor Ort Erklärungen. Bewusst wurden uns erst hier die enormen Kräfte des Erdstroms durch die Steilheiten, die verstellten Schollen und die neuen Abbrüche. Am Bild zu sehen ist eine Abrißkante einer aktuellen Kleinbewegung sowie die Zusammensetzung des nassen, zermahlenen Erdreiches.

Rezente Rutschungen am Gschliefgraben (Foto: Philipp Wiatschka)

Dieser Standort befindet sich direkt unterhalb der neuerlichen Gschliefgrabenrutschung im Oberbereich. Hannes Weidinger erklärt anhand historischer Daten des Geologen Jedlitschka die aktuellen Erdstrombewegungen im Gesamtbereich. Diese werden mit aktuellen Forschungsdaten ergänzt und in die aktuellen Management-Planungen und Strategien eingebunden.

Schiffahrt am Traunsee (Foto: Philipp Wiatschka)

Mit der Traunseeschifffahrt ging es wieder zurück nach Gmunden. So konnten wir das Ausmaß der Gschliefgrabenrutschung nochmals vom See aus betrachten und in den übergeordneten Kontext stellen. Hannes Weidinger und Wolfgang Gasperl haben uns einen eindrucksvollen und lehrreichen Vormittag beschert.