Tag 4, Teil 1 - 11. Mai 2023

Nationalpark Berchtesgaden - Risikomanagement im Nationalpark

Erstellt von Bernhard Obholzer & Markus Thaler

Am vierten Tag unserer Exkursion besuchten wir den Nationalpark Berchtesgaden. Trotz Regen und Nebels konnten wir unter der Führung von Dr. Margherita J. Stumvoll-Schmaltz und Lorenz Köppl einen umfassenden Eindruck bekommen, welche vielfältigen Aufgaben (Besucherlenkung, Waldmanagement, Wasserschutz, Almbewirtschaftung, Naturgefahrenmanagement, Erhalt der Biodiversität) und Herausforderungen ein Nationalpark zu bewältigen hat. Monitiert werden diese Aufgaben nach Möglichkeit durch eine wissenschaftliche Begleitung.

Der Nationalpark Berchtesgaden wurde 1978 gegründet, hat insgesamt eine Größe von 20.808 ha und wurde 1991 von der UNESCO als Biosphärenreservat anerkannt. 22% davon sind Felsformationen, 21% Offenland, 54% Wald und 3% Wasserfläche. Die Nationalparkverwaltung Berchtesgaden ist dem bayrischen Umweltministerium unterstellt und ist in eine Kernzone und eine Pflegezone gegliedert. Die Kernzone definiert sich durch das Zulassen von natürlichem Prozess ohne Waldmanagement.

1999 kam es im Zuge ausgiebiger Schneefälle im Bereich des Hochkalter zu einem Lawinenereignis mit massiver Zerstörung von insgesamt 20 ha Schutzwald. Daraufhin wurde nach einem gescheiterten Versuch, den zerstörten Fichtenwald zu entnehmen der Wald sich selbst überlassen. Mittlerweile ist ein Mischwald aus Fichten, Lerchen und Laubhölzern zu erkennen. Die Lawinengefahrenbeurteilung fällt in den Bereich des Nationalparkmonitorings, wobei bei entsprechender Gefahrenlage der Behörde ein von Seiten der freiwillig tätigen Lawinenkommissionen nur eine Empfehlung zur Schließung ausgesprochen werden kann.

Ein größerer Felssturz ereignete sich im September 1999 bei dem sich schätzungsweise bis zu 250.000 m3 Dachsteinkalk vom kleinen Mühlsturzhorn lösten und sich durch den Mühlsturzgraben talwärts bewegten. Bereits Tage zuvor hatte eine besorgte Almwirtin immer wieder Steinschläge in diesem Bereich bemerkt (externes Monitoring) und dies an die Nationalparkverwaltung weitergeleitet. Größere Felsbrocken von diesem sind im Bereich des Klausbaches zu erkennen. Dieser Felssturz hat die Fahr- und Wanderwege zerstört. Aus diesem Grund wurde 2010 eine neue Hängebrücke errichtet.

Die Nationalparkverwaltung betreibt vor allem im Bereich der Wegeerhaltung ein Gefahrenmonitoring und hat in Zusammenarbeit mit einem Unternehmen für alpines Safety Management (LoLa) ein Verfahren für die Risikobeurteilung der Wanderwege im Einfluss von alpinen Naturgefahren wie Felsstürze oder Baumbrüche entwickelt. Mitigationsmaßnahmen sind die Besucherinformation und -steuerung, sowie die Dokumentation und Beurteilung der Lage vor Ort, mit dem Ziel, dass das juristische Restrisiko nicht in der groben Fahrlässigkeit liegt.