Tag 4 - 24. Mai, Teil 2: Schallerbach
Beitrag von Michael Sartori und Fabio Stauder
Das Programm des vierten Exkursionstages führt die Gruppe nach der Flugrettungszentrale in Innsbruck an den Anfang des Paznauntales. Dort unmittelbar an der Gemeindegrenze zwischen See und Kappl fließt der Schallerbach mit einem Einzugsgebiet von 8,3 km2 aus einer Ursprungshöhe von rd. 3000m zu seiner Mündung in Trisanna auf einer Seehöhe von ca. 1000m. Das waldbestandene Gelände ist geprägt von mit Lockermaterial bedeckten Gneisen.
Auf dem Schwemmkegel liegt historischer Siedlungsraum, der für Wohn- und touristische Zwecke (Beherbergung) genutzt wird. In der Nacht vom 6. auf 7. Juni 2015 kommt es zu einem Extremereignis mit mehreren Murgängen die zu massiven Zerstörungen führten. Der Boden war auf Grund der Schneeschmelze und Regenepisoden einige Tage im Vorfeld (30-40l/m2) stark durchfeuchtet. Auslöser war eine stationäre Gewitterlage mit 100-110l/m2 Starkniederschlag, der innerhalb weniger Stunden auftrat. Dadurch wurde 103.000m3 Geschiebe mobilisiert.
DI Daniel Kurz (Gebietsbauleiter der Wildbach- und Lawinenverbauung Außerfern) führt die Gruppe ins Gelände am und oberhalb des Rückhaltebeckens. Dabei erklärt er das Naturereignis mit den resultierenden Verwüstungen, die getroffenen Maßnahmen, den Aufbau und die Funktion des neuen Rückhaltebeckens mit der Sperre und dem rechenartig ausgeführten Ablauf.
Oberhalb der Siedlung und des alten Sperrbauwerks wurde ein neues Rückhaltebecken mit Sperre konzipiert. Für den Fall einer Überströmung der Sperre sollen unterhalb positionierte Murleitrinnen die allfälligen Murstöße zum Abflussgerinne rückführen. Die Übersicht zeigt die neue (schwarz) und die alte Sperre (hellgrün), sowie die linke Murleitrinne (grün). Die alte Sperre wurde nach eingehender Diskussion nicht in das neue Schutzbauwerk integriert und nach Wirksamkeit des Neubaus abgerissen.
Das neue Rückhaltebecken mit der als massive Stahlbetonmauer (8.000m3 Beton verarbeitet) ausgebildeten Sperre führt mittig zu einem rechenartig angelegen Ausfluss mit vertikalen Durchlässen. Dadurch sollen Wasser, kleine Sediment und Geschiebeteile geringeren Umfangs abfließen können, während die großen Anteile im Becken zurückgehalten werden. Die „Rechenzinken“ im Abflussbereich sind stahlarmiert, um vom Gescheiebe, welches der Abluss mitführt, nicht „abgenützt“ bzw. zerstört zu werden. Treibholz kann schwimmend bei ungehindertem Wasserabfluss entlang des Rechens aufsteigen und bleibt dann an den obigen Hacken hängen, ohne den Überlauf des Bauwerks zu verklausen.
Der Schallerbach fällt über eine Höhe von ca. 40m in zwei Kaskaden steil in oberhalb das Rückhaltebecken ab. Das Bild wurde auf ca. Zwei Drittel der Höhe von einem Kaskadenabsatz aufgenommen. Deutlich sichtbar ist das Murrückhaltebecken und dahinter die zu schützenden Siedlungen und das verstärkte Abflußgerinne.