Tag 5, Teil 1 - 17. Mai 2019
Brennerbasistunnel, ÖBB
Erstellt von Matthias Drexel und Kim Wassum
Der Brennerbasistunnel (BBT) hat nach seiner Fertigstellung eine Länge von 64 km und verbindet die beiden Portale Tulfes (A) mit Franzensfeste (I). Der Tunnel komplettiert den „Skandinavisch-mediterranen-Korridor“ des europäischen Hochleistungsschienennetzes von Norden nach Süden.
Herr Erwin Reichel als Koordinator für Tunnelsicherheit der Errichtergesellschaft BBT SE erläuterte uns die Sicherheitskonzepte mit Schwerpunkt auf die aktuelle Baustellensituation. Der BBT besteht aus zwei separaten eingleisigen Röhren und einem mittig darunterliegendem Instandhaltungsstollen. Durch dieses getrennte Stollensystem ist der Dauerbetrieb auch während notwendiger Wartungs- und Instandsetzungsarbeiten im Gegensatz zum Schweizer Gotthardtunnel möglich.
Um die Sicherheit der während der Bauphase im Tunnel tätigen Personen zu gewährleisten, wird jeder Person, neben den üblichen persönlichen Schutzvorkehrungen, eine persönliche Kennung (RFID-Tag) mitgegeben. So kann die Tunnelleitwarte den aktuellen Aufenthaltsort innerhalb des Tunnels sowohl von Personen als auch Fahrzeugen verorten und Einsatzkräfte darüber informieren. Eine weitere Sicherheitsmaßnahme sind mehrere Kommunikationsmöglichkeiten (zB Tetranetz, WLAN, Standtelefone), die eine Kommunikation sowohl im Tunnel als auch nach außen ermöglichen.
Zur Sicherheit der Personen im Tunnel selbst werden Rettungskapseln installiert. In diesen Vorrichtungen können maximal 16 Personen für maximal 24 Stunden vor Rauch und anderen giftigen Gasen geschützt im Tunnel verbleiben. Diese Kapseln werden bei Ausfall der Stromversorgung batteriebetrieben, um die Versorgung mit Sauerstoff und Bindung von Kohlenmonoxid und Kohlendioxid als auch die Kommunikation mit den Rettungskräften sicherzustellen.
In den Tunnelanlagen wird mit verschiedenfarbigen Leuchtstoffröhren gearbeitet. Rote Leuchten kennzeichnen Gefahrenstellen, grüne Röhren Notruftelefone und Rettungskapseln und blaue Leuchten Löscheinrichtungen.
Zudem wurde uns das geplante Rettungskonzept der Nothaltestellen erklärt. Im Falle eines Schadens wird die defekte Garnitur in der Nothaltestelle in den dortigen Mittelstollen entfluchtet. Ein leistungsfähiges Belüftungssystems sorgt ergänzend für die notwendige Be- und Entlüftung. Die finale Entfluchtung erfolgt über den sogenannten sauberen Stollen ins Freie.
Herr Reichel, unterstützt von Herrn Auer, informierten ebenfalls über die Erfahrungen bei anderen Tunnelprojekten. So sind Sicherheitskonzepte bei Bauvorhaben dieser Größe, aufgrund der geplanten Laufzeit von 200 Jahren, immer entsprechend zu adaptieren und den Veränderungen und Erfahrungen aus ähnlichen Bereichen anzupassen.