Tag 3, Teil 1 - 14. Oktober 2020
Modellversuchshalle Rhesi - Internationale Rheinregulierung, Dornbirn
Erstellt von Florian Heger und Theresa Hollensteiner
Mittwochvormittag besuchten wir die Modellversuchshalle „Rhesi“ (Rhein Erholung & Sicherheit) der Internationalen Rheinregulierung in Dornbirn. Dieser Modellversuch befasst sich mit der Umgestaltung des letzten Abschnitts des Alpenrheins auf österreichischem und schweizerischem Staatsgebiet, der ca. 26km umfasst. Im vergangenen Jahrhundert wurde der Alpenrhein an mehreren Stellen begradigt und über österreichisches Staatsgebiet in den Bodensee abgeleitet. Im Rahmen dieser Umleitungsarbeiten wurde das Flussbett mehrmals verengt und Hochwasserschutzmaßnahmen (Buhnen, Vorfelder, Dämme) angelegt. Dieses soll in den nächsten zwanzig Jahren, entsprechend dem gezeigtem Modell, einer höheren Durchflusskapazität angepasst und mit einem natürlichen Flussbett rückgebaut werden.
In der großen Lagerhalle einer ehemaligen Textilfabrik wurde ein Modell des Alpenrheins an dessen engster Stelle von Widnau bis Höchst maßstabsgetreu im Verhältnis 1:50 nachgebaut, um sowohl Auswirkungen von Hochwässern, als auch Effektivität von Maßnahmen in dieser kritischen Stelle zu simulieren. Dabei können verschiedene Wasserpegel simuliert und sogar Geschiebe im gleichen Verhältnis (1:50) zugeführt werden. Die gewonnene Erkenntnis kann mit nummerischen Parametern abgeglichen und dadurch bis zu 50% in die Realität übertragen werden.
In Kleingruppen erklärten uns der Projektleiter des Hochwasserschutz Rhesi Markus Mähr den Modellaufbau und die Notwendigkeit sowie Hintergründe des Projekts. Ziel des Projekts Rhesi ist eine Verbreiterung des bestehenden Flussbetts auf aktuell im Rahmen des Hochwasserschutzes bestehende Vorfelder. Dadurch kann die bis zur Überströmung des Damms führende Wasserlast von dzt. 3000m3/sek auf bis zu 4300m3/sek erhöht werden.
Das Projekt integriert einen partizipativen Ansatz, bei dem unterschiedliche Akteure (Umweltschutzorganisationen, Landwirtschaftsvereinigungen, Bürgerinitiativen, etc.) ihre Standpunkte einbringen können. Ziel ist es einen Konsens zwischen den Bereichen Hochwasserschutz, Erholung und Ökosystem für alle beteiligten Akteure zu finden um somit die bestmögliche Akzeptanz bei allen Betroffenen zu erreichen.
Daniel Haspel aus dem operativen Feld der Rheinbauleitung sowie des Katastrophenschutzes klärte ausführlich über Dammkontrolle im Hochwasserfall und mögliche Bruchszenarien sowie deren Gegenmaßnahmen auf. Anhand einer Schulung für Mitarbeiter der Feuerwehr wurde die strukturierte Dammkontrolle detailreich erörtert. Zwei Mitarbeiter patrouillieren dabei jeweils einen Abschnitt von ca. 1 km und melden dabei Auffälligkeiten und mögliche Bruchstellen an die Einsatzleitung, die dann entsprechende weiterführende Maßnahmen einleitet.
Den Abschluss bildete eine Besichtigung der Modellanlage sowie eine Visualisierung der geplanten Regulierungsarbeiten mittels augmented-reality auf Tablets. Dabei konnte man zwischen Ansichten des aktuellen Flussverlaufs sowie dem geplanten Endzustand des Projekts Rhesi wechseln. Hierdurch kann die zu erwartende Ausgestaltung der Veränderungen des Alpenrheins für alle Akteure sehr gut veranschaulicht werden.