Tag 3, Teil 2 - 14. Oktober 2020
Rhesi - Internationale Rheinregulierung (Lustenau)
Erstellt von Martin Drachsler, Sebastian Hellbock und Ruedi Wyrsch
Zu Beginn des Nachmittagsprogrammes wurde die Hochwasser-Lagerhalle des Vorarlberger Landes-Flussbauhofes in Lustenau besichtigt. Darin werden Gerätschaften und Materialien für Großereignisse bereitgehalten. Darunter befinden sich unter Anderem 40.000 fertig geschlichtete Sandsäcke, Material für 12 Stück mobile Auflastfilter, 20 Stück Beleuchtungsballone und Notstromaggregate. Otto Sohm, Leiter des Flussbauhofes, erläuterte die historische Entwicklung einzelner Gerätschaften wie jene der Sandsackabfüllanlagen.
Im Rhein-Schauen Museum wurde durch DI Martin Weiß (ehem. Rheinbauleiter Österreich) die umfangreiche Geschichte der Rheinregulierung vermittelt. Die Ausstellung enthält auch ein Modell aus dem Jahre 1975, das den Rhein von der Quelle Tomasee (CH) bis zur Mündung in den Bodensee darstellt. Insbesondere führten extreme Hochwasserereignisse wie jene von 1888 und 1892 zu Verbesserungsplänen auf beiden Seiten des Alpenrheins. Nach Jahren an Verhandlungen und Planungen wurden die Durchstiche bei Fußach und Diepoldsau umgesetzt. Dies verfolgte die Zwecke einer verbesserten Hochwassersicherheit und eines besseren Abtransportes des mitgeführten Geschiebes. Durch beeindruckende Darstellungen wurden die einfachen Arbeitsmittel und die damaligen Verhältnisse für die Bauarbeiter vermittelt.
Im Rahmen einer Ausfahrt mit der historischen Rheinbahn erhielt man einen Einblick in die Rheinstrecke mit ihren Doppeltrapezdämmen. Dabei konnten die aktuellen Instandsetzungen der Mittelwuhr beobachtet werden. Diese wurde zwei Wochen zuvor von einem Hochwasser teilweise erodiert. Ebenso beeindruckend war das flächendeckende Abschieben des Rheinvorlandes von den Ablagerungen und dem angeschwemmten Treibholz.
Ein Straßenbauprojekt zeugte von der integrierten Risikoanalyse und Maßnahmenplanung zwischen Internationaler Rheinregulierung (IRR-Lustenau) und der Bauleitung des österreichischen Straßenbauamtes. Die Brücke der Landesstraße 202 von Hard nach Fußach wird aus Gründen des Hochwasserschutzes neu gebaut. Die vorrangigen Ziele eines größeren Freibordes und der Reduktion der sechs Brückenpfeiler im direkten Abflussbereich auf drei Pfeiler werden verfolgt. Das Investitionsvolumen des Projektes beträgt insgesamt 70 Mio. Euro. Die Akteure arbeiteten einen gemeinsamen Alarmplan für die Dauer der Arbeiten aus. Dieser gelangte bereits bei einem Hochwasser, zwei Wochen vor der Besichtigung, zur Anwendung.
Die internationale Zusammenarbeit prägt die Vermeidungs- und Bewältigungsstrategien am Alpenrhein. Die drei Rheinbauleitungen (Liechtenstein, Schweiz und Österreich) auf beiden Seiten des Grenzflusses arbeiten bei Ereignissen eng zusammen. Die Stäbe sind in ständigem Austausch und bilden sich teilweise gemeinsam weiter. Dies wurde von Claudio Senn (Stv. Leiter des Schweizer Rheinunternehmen) in Form einer Präsentation unter Beweis gestellt. Über das hinaus gibt es intensive Kooperationsprojekte unter den Rheinbauleitungen, aber auch mit privaten Unternehmen, den jeweiligen regionalen Sicherheits-, Hilfs- und Rettungsorganisationen. Ebenso wie in Lustenau werden auch in Widnau umfangreiche Ressourcen für den Unterhalt und für Maßnahmen im Ereignisfall bereitgehalten.