Tag 4, Teil 3 - 15. Oktober 2020
TBC - Rotwild
Erstellt von Michael Halwachs und Gerald Hitter
Am Nachmittag des 15.10.2020 führte uns die Exkursion zum landwirtschaftlichen Betrieb von Andreas Tschann und seiner Familie. Der Hof befindet sich im Ort Nüziders im Bezirk Bludenz und wird seit dem 17. Jahrhundert im Familienbetrieb geführt.
Der Grund des Besuches war die Tatsache, dass im September 2019 ein TBC Befall auf dem Hof festgestellt wurde und Herr Tschann seine 53 Rinder (20 Milchkühe und 33 Stück Jungmastvieh) behördlich töten lassen musste. Die gekeulten Tiere wurden der Tierkadaververwertung zugeführt und entsorgt.
Derzeit betreibt der Bauer die Landwirtschaft und lebt vom Futterverkauf sowie von einigen Nebenerwerben, der Stall ist leer, wie man am Bild erkennen kann. Ob er wieder in die Viehwirtschaft einsteigt ist nicht sicher.
Woher kam die Tuberkulose?
Diese Frage beantwortete uns der anwesende Landesveterinärdirektor Vorarlbergs Dr.vet. Norbert Greber.
In Vorarlberg ist in den Gebieten Silbertal/ Bartholomäberg und Klostertal seit einigen Jahren die TBC Infektion bei Rotwild bekannt. Auf den Hochalpen, die zwischen 1600 und 2400 Höhenmetern liegen, kommt es zu Berührungspunkten zwischen Rotwild und Vieh, wobei die TBC übertragen werden kann.
Seit 2009 werden seitens des Landes und der Landwirtschaftskammer in Zusammenarbeit mit den Landwirten und der Jägerschaft intensiv Untersuchungen der TBC beim Rotwild in den betroffenen Gebieten durchgeführt.
2014 wurde mit einem Monitoring und der Bekämpfung der Ausbreitung begonnen. So wurden die Abschussvorgaben der Behörde erhöht und Schonzeiten aufgehoben, um Beispiele der Maßnahmen zu nennen.
Die Abschüsse wurden im Kerngebiet um bis zu 60%, in den Randgebieten um bis zu 30% im Vergleich zu den Vorjahren gesteigert. Allen erlegten Tieren werden seitdem Proben entnommen und untersucht. Die positiven Abschüsse werden auch geographisch erfasst um den Ausbreitungsverlauf besser darstellen zu können.
Erste Erfolge sind bereits zu erkennen, allerdings ist nicht abzuschätzen in wieweit sich die TBC unter den Rotwildern ausbreitet und ob auch andere Gebiete erfasst werden.
Hier liegt die Verantwortung laut dem Landesveterinärdirektor bei der Jägerschaft und deren Vernunft die Abschusspläne einzuhalten und somit mit der Behörde und der Landwirtschaftskammer zu kooperieren. Tötungsgatter, wie sie etwa in Tirol schon vorgekommen sind, um die TBC, bzw. ein davon befallenes Rudel beim Rotwild zu bekämpfen, sind in Vorarlberg aus jetziger Sicht nicht geplant.