Tag 3, Teil 2 - 29. September 2021
Rhesi – Internationale Rheinregulierung (Lustenau)
Erstellt von Michael Hauser und Kai-Martin Pöllmann
Am Nachmittag des zweiten Tages begrüßte uns Herr Martin Weiß, welcher von 2007 bis 2014 als österreichischer Reheinbauleiter tätig war, am Gelände der IRR (Internationale Rheinregulierung) in Lustenau. Die IRR ist ein Konstrukt des 1892 zwischen der Schweiz und Österreich abgeschlossenen Staatsvertrages zur gemeinsamen Rheinregulierung (auch Rheinkorrektion genannt). Der Bauhof der IRR ist gleichzeitig Sitz des Vereines „Rhein-Schaun“, der ein Museum und die Rheinbähnle betreibt.
Anhand verschiedener Karten aus den verschiedenen Zeitepochen und mehrerer Modelle wurde die Geschichte der Rheinregulierung durch Herrn Weiß lebhaft nacherzählt. Ziel der Rheinregulierung war eine Erhöhung des Hochwasserschutzes und eine Verbesserung des Geschiebeabtransportes. Grundlage hierfür bildeten die drei Staatsverträge (1892/1924/1954) zwischen Österreich und der Schweiz, welche nach Jahren der Verhandlung unter anderem zu den Durchstichen bei Fußach und Diepoldsau führten. Durch den Museumsbesuch konnten die Teilnehmer*innen einen guten Einblick in das Risikomanagement vergangener Generationen erlangen.
Ein Mitarbeiter des Vorarlberger Landes-Flussbauhofes führte uns anschließend durch die Hochwasserschutz-Lagerhalle. In dieser werden ca. 40.000 Stück Sandsäcke (bereits vorgefüllt), Sandsackfüllanlagen, Notstromaggregate, Auflastfilter und sonstiges Material für die Dammverteidigung bzw. den Hochwassereinsatz vorgehalten. Ein 24-Stunden Bereitschaftsdienst gewährleistet die jederzeitige Ausgabe dieses Materials. Ab einem gewissen Pegelstand werden die örtlich ansässigen Feuerwehren zur Dammüberwachung alarmiert bzw. eingesetzt.
Herr Michael Egger vom Amt der Vorarlberger Landesregierung, Abteilung Straßenbau, führte die Exkursionsteilnehmer*innen durch die Baustelle der neuen Rheinbrücke zwischen Hard und Fußbach. Die Neuerrichtung der Brücke wurde vor allem zur Anpassung der Schweizer Straße (L202) an die aktuellen verkehrstechnischen Anforderungen notwendig. Nach Fertigstellung wird die Brückenfahrbahn aus einer 3,5 Meter breiten Fahrspur je Fahrtrichtung, einer 3,5 Meter breiten Busspur in der Mitte, einem 3 Meter breiten Radweg flussaufwärts und einem 5 Meter breiten Geh- und Radweg flussabwärts bestehen. Bei der Planung der Brücke wurde das Rhesi-Projekt berücksichtigt, welches in diesem Bereich eine Absenkung und Aufweitung des Mittelgerinnes vorsieht. Nach der Freigabe der neuen Brücke wird die alte Brücke abgetragen, die Investitionskosten für dieses Projekt belaufen sich auf € 70 Millionen.
Die Rheinmündung war das letzte Ziel des Tages. Nachdem Herr DI Martin Weiß die Geschiebeentnahme und die Vorstreckung des Rheins in den Bodensee erläutert hatte, diskutierten die Teilnehmer*innen zusammen mit dem Lehrgangsleiter Herrn Univ.-Prof. Dr. T. Glade die Vor- und Nachteile der bestehenden Rheinregulierung im Gegensatz zum Projekt Rhesi. Diese lebhafte Diskussion bildete einen runden Abschluss des Tages.