Tag 4, Teil 2 - 16. Mai 2024
Verbund Wasserspeicher
Erstellt von Stefan Scheuringer
Das am Ausgang der Sigmund Thun-Klamm gelegene Krafthaus „Hauptstufe“ der Kraftwerksgruppe Glockner-Kaprun wurde von der OeRISK-Exkursionsgruppe am Donnerstag Nachmittag besucht. Der Spatenstich erfolgte am 16. Mai 1938, das Krafthaus wurde 1939-44 aus Mauthausener Granit errichtet. Trotz Ausnutzung von mehr als 6.300 zivilen Zwangsarbeitern und bis zu 4.000 Kriegsgefangenen konnte ab 1939 aufgrund des Mangels an Baumaterialien nur an einer ersten Ausbaustufe mit 2 Maschinensätzen gearbeitet werden.
Die Einweisung in den Übersichtsplan der Werksgruppe und die Führung durch das Krafthaus erfolgte durch Helmut STEIDL von VERBUND Hydro Power. In Verbindung mit den Kraftwerken Oberstufe, Limberg II und dem in Bau befindlichen Kraftwerk Limberg III wird die gesamte Kraftwerksgruppe eine Ausbauleistung von 1,5 GW erreichen.
Im Maschinenhaus sind vier Maschinensätze zu je 2 Turbinen (Zwillings-Peltonturbinen) auf einem Generator verbaut. Die beiden älteren Maschinensätze liefern seit 1944 (damals mit Wasser aus einem behelfsmäßigen Erdstaudamm) Strom. Zur Eigenstromversorgung wurden zwei Francis-Turbinen mit liegender Welle mit einer Gesamtleistung von 500 KW ausgebaut.
Die Montage der restlichen beiden Maschinensätze erfolgte in den Nachkriegsjahren im Zuge des Ausbaus der Oberstufe mit den Speichern Wasserfallboden (1947-51) und Mooserboden (1949-55) mit finanziellen Mitteln aus dem Marshallplan.
Die Kraftwerkssteuerung erfolgt im Regelbetrieb seit wenigen Jahren durch die Zentralwarte Wien-Freudenau. Bei Störfällen ist eine lokale Steuerung von der Kraftwerkswarte aus möglich. Im Notbetrieb könnend die Turbinen auch direkt vom Maschinenbedienstand aus geregelt werden.
Die zwischen dem Kitzsteinhorn im Nordwesten und der Glocknergruppe im Süden gelegenen Speicherseen Wasserfallboden (Sperre Limberg, derzeit entleert) und Moserboden (mit den Sperren Mooser und Drossen) liegen in einer geologisch stabilen Zone. Während am nahen Kitzsteinhorn tauender Permafrost bereits eine ernstzunehmende Gefährdung darstellt, sind die Staumauern und Stauräume durch Bergstürze aktuell nicht bedroht. Zur Risikoabschätzung wurden dennoch Fallstudien mit dem Szenario „Massenbewegung in den Speichersee“ durchgeführt. Die Eintrittswahrscheinlichkeit wird als äußerst gering angenommen.
Im Fall einer außergewöhnlichen Lawinengefahr kann das Stauziel der Speicher abgesenkt werden, um allfällige Flutwellen ohne Überströmen der Mauerkrone im Stauraum halten zu können.